Gewaltfreie Kommunikation
Stell Dir vor, Dein Partner macht Dir einen Vorwurf und Du bist nicht verletzt.
Stell Dir vor, Du bist wütend und kannst es so sagen, das Dein Gegenüber Dich versteht.
Stell Dir vor, Du kannst sagen, was Du Dich nie getraut hast und Dir wird zugehört!
Immer wieder trennen Worte statt zu verbinden. Wir wünschen uns Verständnis und erleben Missverständnisse, Vorwürfe und Frustration. Viele der alltäglichen Konflikte lassen sich durch eine achtsame und klare Kommunikation verhindern, egal ob am Arbeitsplatz, beim Sport, oder in der Partnerschaft.
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Kommunikationsmodell nach dem amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg. Sie ist vor allem aber eine innere Haltung. Eine neue Sprache die Verbindung schafft und Beziehungen aufbaut. Es geht um ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe und die Möglichkeit, sich auch in herausfordernden Situationen zu zeigen und im Kontakt zu bleiben.
Wertschätzende Kommunikation (WSK)
Ich bevorzuge den Begriff „Wertschätzende Kommunikation“ (WSK), da er für mich das ausdrückt, was die GFK ausmacht und da ich in meiner Arbeit diesen Aspekt besonders hervor hebe.
wirksam in
- Übungsgruppen
- Seminaren
- Einzel- und Paarberatung
Mehr zu WSK…
Einstieg
In der WSK gehe ich davon aus, das alles was ich tue, dazu dient, mir ein Bedürfnis zu erfüllen. Jeder Mensch handelt auf diese Weise. Mit dieser Erkenntnis, kann ich auch in einer Konfliktsituation sehen: Bei meinem Gegenüber ist gerade ein Bedürfnis ziemlich in Not – vermutlich brüllt er deshalb so laut. Um was geht es also? Was genau ist das Bedürfnis? Wie kann ich dazu beitragen?
Um in einen lebendigen und befriedigenden Kontakt zu kommen, ist es hilfreich, wenn ich mich
mit dem zeige was gerade ist:
- Wie fühle ich mich?
- Was brauche ich?
- Was kann ich oder ein anderer tun, um mein Wohlbefinden zu steigern?
So kann der andere leicht „andocken“ und ist eingeladen, sich ebenfalls mit seinem Befinden zu
zeigen.
Die Wertschätzende Kommunikation bietet hierfür hilfreiche Werkzeuge an, wie beispielsweise
die „4 Schritte“.
Grundannahmen
Die GFK geht von einigen Annahmen aus. Unter anderem davon:
- Der Mensch ist grundlegend Gut.
- Meine Bedürfnisse sind die Motivation für meine Handlungen.
- Jede Form von Vorwurf, Angriff und Urteil ist Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse (vielleicht nach Ruhe/Sicherheit/Wertschätzung).
- Menschen handeln nicht gegen andere, sondern für ihre Bedürfnisse.
- Jeder Mensch hat die gleichen Bedürfnisse. Viele Bedürfnisse sind uns nur dann bewusst, wenn sie nicht erfüllt sind.
- Alle Gefühle die ich habe, sind Ausdruck meiner erfüllten oder nicht erfüllten Bedürfnisse.
- Menschen wünschen sich Einfühlung, Mitgefühl und Wertschätzung.
- Menschen tragen gerne zum Wohle anderer bei, wenn sie es freiwillig tun.
- Jedes Bedürfnis dient dem Leben – „negative“ Bedürfnisse gibt es nicht!
- Ich lebe lebendige Beziehungen, wenn ich mir meine Bedürfnisse durch Zusammenarbeit
und Offenheit statt durch aggressives Verhalten erfülle.
Die 4 Schritte
Die 4 Schritte sind ein zentrales Werkzeug in der WSK.
1. Beobachtung
Was sagt oder tut der andere? Hier geht es um konkrete Geschehnisse oder Handlungen, die ich beobachten
kann und die mein Wohlbefinden beeinflussen. Ich beobachte oder beschreibe, was passiert,
ohne es zu bewerten.
2. Gefühle
Ich drücke meine Gefühle aus, die mit dem in Verbindung stehen, was ich gerade beobachte oder erlebe.
3. Bedürfnisse
Ich versuche heraus zu finden, um was es mir wirklich geht und sage, welche (erfüllten oder unerfüllten)
Bedürfnisse für meine Gefühle verantwortlich sind. Was ist mir wichtig? Warum fühle ich so?
Ich versuche Wege (Strategien) zu finden, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Alles, was ich fühle oder
denke hat demnach mit einem Bedürfnis zu tun. Alles was ich tue sind Strategien, um mir diese
Bedürfnisse zu befriedigen.
4. Bitte
Ich drücke eine klare Bitte aus. Was soll jetzt passieren? Was kann der andere (oder ich selbst) tun,
um zur Erfüllung meines Bedürfnisses beizutragen? Eine Bitte bezieht sich immer auf das Hier und Jetzt –
sie ist sofort umsetzbar oder beantwortbar. Sie ist konkret und erfüllbar und wird in einer
„positiven“ Handlungssprache formuliert, das heißt, sie bezieht sich auf das, was ich will,
statt auf das, was ich nicht will.
Dokumente und Infos
Hilfreiche Dokumente zum Nachschlagen und Vertiefen
- Liste der Bedürfnisse
Die von mir zusammen gestellte Liste der Bedürfnisse die jeder Mensch hat, gruppiert in den zentralen
Kategorien: Autonomie, Feiern / Trauern, Integrität, Körperliche Bedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Verbindung / Geistige Bedürfnisse / Spiritualität - Liste der Gefühle (erfüllte Bedürfnisse)
Meine Liste von Gefühlen die wir haben, wenn unsere Bedürfnisse befriedigt sind. (Ich bin fröhlich) - Liste der Gefühle (nicht erfüllte Bedürfnisse)
Meine Liste von Gefühlen die wir haben, wenn unsere Bedürfnisse nicht befriedigt sind. (Ich bin traurig, wütend, ängstlich) - Liste der Pseudogefühle
Meine Liste der Pseudogefühle (auch Tätergefühle).
Pseudogefühle sind im Sprachgebrauch als Gefühl getarnte
Gedanken, Vorwürfe oder Interpretationen. - Liste der positiven Pseudogefühle
Bei der Arbeit mit Pseudogefühlen sind mir einige Pseudogefühle aufgefallen wie „gelobt“ und „wertgeschätzt“,
die wir als „positiv“ bewerten bzw. gebrauchen, wenn ein Bedürfnis befriedigt ist. Auch hier gibt es
einen Täter der „mit mir macht“. Vom Empfänger werden Sie meist als Lob oder Anerkennung wahrgenommen. - Tanzparkett
Das Dokument enthält die 4 Schritte auf jeweils einer eigenen Seite. Es gibt zudem Seiten für
„Zur Ruhe kommen“ (erst einmal wirken lassen und mich mit mir selbst verbinden), „Wolfsshow“ (hier
lasse ich alle Gedanken, Bewertungen, Verurteilungen und Interpretationen raus – gerne auch mit viel Emotion),
„ICH“ (für Selbsteinfühlung) und „DU“ (für die Fremdeinfühlung).