Welche Geschichte magst Du Dir erzählen? Die Wahrheit ist nur ein Gedanke

Zur Eröffnung meines neuen Praxis- und Seminar-Raumes hab ich von einer Freundin eine Kerze geschenkt bekommen. Sie hat sie selbst gemacht. In den Farben des grün-blauen wirksam-Schwungs. Und in den Docht hat Sie eine Karte mit meinem Logo eingefädelt – ausgeschnitten aus Ihrer Einladungskarte. Inspirierend kreativ und wunderschön.

Als ich sie meiner Frau zeigte, meinte Sie nur „Wow!“. Und kurz darauf „Du hast wirklich eine Menge toller Menschen, die Dich sehr schätzen. Weißt Du das?“.

Bei mir kamen zwei Botschaften an. Einmal das Gesagte, Freude und Anerkennung für mich und das mich viele Menschen schätzen. Daneben war aber noch etwas anderes, ungesagtes. Es fühlte sich grummelig an. Neidisch vielleicht? Ich fragte Sie: „Und wie ist das für Dich, wenn mich viele tolle Menschen sehr schätzen?“. „Schön!“ und nach einer kurzen Pause „Und da wird der Teil angetriggert, der mir sagt, ich gehöre nicht dazu.“

Retter, oder neue Geschichte?

Da war mein Stichwort. Der „heldenhafte Retter“ in mir war sofort bereit, sich diesen Teil „genau anzusehen“, der Liebsten zuzuhören und heraus zu finden, was wohl in Ihrer Jugend falsch gelaufen sein könnte, dass es ihr heute so schlecht geht. Zum Glück hatte ich noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen und so gab ich ihr einen Kuss und sagte stattdessen: „Ja! Ich habe viele wunderbare Menschen um mich, die mich sehr schätzen. Und unter all diesen wunderbaren Menschen bist du die Frau, mit der ich zusammen sein will.“ Sofort wandelte sich die etwas traurige Stimmung und ihr Gesicht begann zu strahlen. „Diese Geschichte gefällt mir viel besser!“ sagte sie.

Die Chance auf Heilung vertan?

Aber wäre es nicht besser gewesen, das Thema dahinter wirklich anzuschauen und den alten Schmerz zu wandeln?

Vielleicht. Es war sicherlich eine Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Wir hätten den zugrunde liegenden Glaubenssatz oder die verletzende Erfahrung beleuchtet und versucht sie zu verändern. „Die alten Wunden heilen“ könnte man es nennen. Das hätte mehrere Stunden gedauert und wäre mit Sicherheit sehr emotional und sehr intensiv geworden. Wenn es intensiv ist, spüre ich mich und ich habe dann den Gedanken, was getan und bewirkt zu haben. Ich habe es mir quasi hart erarbeitet und somit das Erreichte auch wirklich verdient. Aber braucht es das wirklich? Was ist denn nun die wahre Geschichte?

Die Wahrheit ist nur ein Gedanke

Die Wahrheit ist: Es gibt keine Wahrheit. Alles sind Geschichten. Ich kreiere sie aus meinen Wahrnehmungen und meinen Gedanken dazu. Als Reaktion auf meine Gedanken habe ich ein Gefühl. Die Geschichte mit den wunderbaren Menschen zeigt das deutlich:

GEDANKEN:

  • Du hast viele tolle Menschen um dich.
  • Ich gehöre nicht dazu.

ERGEBNIS (GEFÜHL):

  • Ich fühle mich traurig.

Wenn ich die selbe Situation aus einer anderen Perspektive betrachten kann und sich sofort ein anderes Gefühl dazu einstellt, ist vor allem die gewohnte Denkweise die Ursache. Es braucht keinen Prozess. Es darf auch leicht sein. Wenn sich Freude einstellt, ist es vollkommen. Je öfter ich die Perspektive ändern kann, umso mehr wird die alte Denkweise weichen. Es ist eine Frage des Trainings.

Und es ist hilfreich jemanden zu haben, der die andere Blickrichtung zeigen kann.

 

Zwei Wölfe in meinem Herzen

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten.

Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: „Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“

„Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“ fragte der Junge.

„Der Wolf, den ich füttere.“ antwortete der Alte.

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